Page 19 - Bewegt_1_23
P. 19

JOBCHANCEN



















                                                    TEXT: SARAH FRICKE | FOTOS: MIKE ABMAIER
                          JETZT ODER NIE










                        IN EINEM JAHR VOM FAHRGASTRAUM INS COCKPIT DER STADTBAHN WECHSELN –
                        DANK DES QUEREINSTIEGSPROGRAMMS DER AVG. WIR HABEN ZWEI ANGEHENDE
                         TRIEBFAHRZEUGFÜHRER*INNEN BEI IHRER ERSTEN FAHRT GANZ VORNE BEGLEITET.






                                    ie Angaben kommen freundlich,    Entscheidung“, schwärmt der gebürtige Sach-
                                    aber präzise und bestimmt: „Lang-  se am Bahnsteig von seinem künftigen Job.
                                    sam  bis  zum  Signal  weiterrollen
                                    lassen, dann zum Stehen kommen   So schön kann also Stadtbahnfahren sein,
                           D und Hebel in neutrale Position.“        wenn man mit 49 Jahren noch einmal einen
                            Hier muss alles sitzen – beziehungsweise an   beruflichen Neustart wagt. Das besondere
                            der richtigen Stelle stehen. Pünktlich vorm   Qualifizierungsprogramm der AVG macht’s
                            Signal  nämlich.  Jasmin  Schaber,  Ausbilderin   möglich. Dort verdient man rund 2800 Euro
                            bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG),   (Tendenz steigend) ab dem ersten Tag. Min-
                            lotst ihren Schüler André Schneider auf seine   destens 20 Jahre sollten Bewerber*innen sein.
                            Halteposition an Gleis 1 des Rastatter Bahnhofs.   Nach oben gibt es bei entsprechender Gesund-
                            Dank einer sanften Bremsung kommen die   heit keine Grenze. Ein Schulabschluss wird
                            63 Tonnen Stadtbahn perfekt zum Stehen.  benötigt,  ein KFZ-Führerschein der  Klasse B
                                                                     und die Bereitschaft zum intensiven Lernen.
                            „Geil“, entweicht es Schneider in diesem Mo-  „Wir haben bis zur ersten Fahrt schon eini-
                            ment, nachdem er zum allerersten Mal einen   ges an Theorie gebüffelt“, bestätigt Schneider.
                            echten Zug gefahren hat. Der Mann strahlt   Signale,  Fahrzeugtechnik,  Bremswegeberech-
                            wie nach einer Runde mit der Highspeed-Ach-  nung: So eine Stadtbahn vollgepackt mit Fahr-
                            terbahn. Das Adrenalin hat ihm ein breites   gästen fährt sich nicht von alleine mit bis zu
                            Grinsen aufs Gesicht gezaubert. In Pforzheim   100 km/h durch die Region. Daher stehen für
                            gestartet, ging es für Schneider im Rahmen sei-  die Kandidat*innen vor dem Einstieg zudem
                            ner Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer   eine bahnärztliche und eine psychologische
                            – das ist die korrekte Berufsbezeichnung der   Untersuchung an.
                            AVG-Stadtbahnfahrer*innen – zusammen mit
                            drei künftigen Kolleg*innen über den Karls-  Die Verkehrswende im Blick
                            ruher Hauptbahnhof bis nach Rastatt. „Dieses   In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Mög-
                            Gefühl, ganz alleine in den großen Karlsru-  lichkeit zum unkomplizierten Quereinstieg
                            her  Bahnhof  reinzufahren:  Hammer.  Gerade   ein wichtiges Instrument, um neue Triebfahr-
                            bestätigt sich für mich: Das war die richtige   zeugführer*innen zu gewinnen. „In den kom-

                                                                                                                19
   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24