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JOBCHANCEN
TEXT: SARAH FRICKE | FOTOS: MIKE ABMAIER
JETZT ODER NIE
IN EINEM JAHR VOM FAHRGASTRAUM INS COCKPIT DER STADTBAHN WECHSELN –
DANK DES QUEREINSTIEGSPROGRAMMS DER AVG. WIR HABEN ZWEI ANGEHENDE
TRIEBFAHRZEUGFÜHRER*INNEN BEI IHRER ERSTEN FAHRT GANZ VORNE BEGLEITET.
ie Angaben kommen freundlich, Entscheidung“, schwärmt der gebürtige Sach-
aber präzise und bestimmt: „Lang- se am Bahnsteig von seinem künftigen Job.
sam bis zum Signal weiterrollen
lassen, dann zum Stehen kommen So schön kann also Stadtbahnfahren sein,
D und Hebel in neutrale Position.“ wenn man mit 49 Jahren noch einmal einen
Hier muss alles sitzen – beziehungsweise an beruflichen Neustart wagt. Das besondere
der richtigen Stelle stehen. Pünktlich vorm Qualifizierungsprogramm der AVG macht’s
Signal nämlich. Jasmin Schaber, Ausbilderin möglich. Dort verdient man rund 2800 Euro
bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), (Tendenz steigend) ab dem ersten Tag. Min-
lotst ihren Schüler André Schneider auf seine destens 20 Jahre sollten Bewerber*innen sein.
Halteposition an Gleis 1 des Rastatter Bahnhofs. Nach oben gibt es bei entsprechender Gesund-
Dank einer sanften Bremsung kommen die heit keine Grenze. Ein Schulabschluss wird
63 Tonnen Stadtbahn perfekt zum Stehen. benötigt, ein KFZ-Führerschein der Klasse B
und die Bereitschaft zum intensiven Lernen.
„Geil“, entweicht es Schneider in diesem Mo- „Wir haben bis zur ersten Fahrt schon eini-
ment, nachdem er zum allerersten Mal einen ges an Theorie gebüffelt“, bestätigt Schneider.
echten Zug gefahren hat. Der Mann strahlt Signale, Fahrzeugtechnik, Bremswegeberech-
wie nach einer Runde mit der Highspeed-Ach- nung: So eine Stadtbahn vollgepackt mit Fahr-
terbahn. Das Adrenalin hat ihm ein breites gästen fährt sich nicht von alleine mit bis zu
Grinsen aufs Gesicht gezaubert. In Pforzheim 100 km/h durch die Region. Daher stehen für
gestartet, ging es für Schneider im Rahmen sei- die Kandidat*innen vor dem Einstieg zudem
ner Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer eine bahnärztliche und eine psychologische
– das ist die korrekte Berufsbezeichnung der Untersuchung an.
AVG-Stadtbahnfahrer*innen – zusammen mit
drei künftigen Kolleg*innen über den Karls- Die Verkehrswende im Blick
ruher Hauptbahnhof bis nach Rastatt. „Dieses In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Mög-
Gefühl, ganz alleine in den großen Karlsru- lichkeit zum unkomplizierten Quereinstieg
her Bahnhof reinzufahren: Hammer. Gerade ein wichtiges Instrument, um neue Triebfahr-
bestätigt sich für mich: Das war die richtige zeugführer*innen zu gewinnen. „In den kom-
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